Die Argumente pro und Contra Photoshop geistern durch das Internet und auch sonst wird fleißig darüber diskutiert. Eine Sache fällt mir dabei jedoch immer wieder auf: Die Photoshop – Gegner sind in aller Regel Nicht – Fotografen (zumindest in meinem Umfeld).
Argumente, die man dann immer wieder hört:
– Auf keinen Fall darfst Du ein Bild verfälschen
– Das Bild ist nur echt, wie es aus der Kamera kommt
– Mit Photoshop bearbeitete Bilder sind wie Lügen
– Ein guter Fotograf hat kein Photoshop nötig
Als Fotograf kann ich dazu nur sagen: Ich benutze als Software 2 Programme zum Fotos zu bearbeiten: Lightroom und Photoshop. Beide Programme sind von der Firma Adobe und von denen werde ich nicht gesponsert (leider :-)).
In der Regel komme ich in weit über 90 Prozent der Fälle mit Lightroom aus, um Korrekturen an Belichtung, Kontrast etc. vorzunehmen. Photoshop selbst ist dann eher für die schwierigen Fälle oder eben für Montagearbeiten. Aus den oben genannten Argumenten gegen Bildbearbeitung spricht meiner Meinung nach sehr viel Unwissenheit.
Denn: Wenn Ihr ein Bild mit Eurer Digitalkamera schießt und anschließend ein JPG – Bild erhaltet, ist dieses Bild bereits von der Kamera entwickelt worden. Die Kamera entscheidet oft über bestimmte Automatiken, wie das Bild entwickelt wird und Ihr habt je nach Kamera mehr oder weniger starken Einfluss darauf. Letztlich wird ein Bild aber IMMER durch die Kamera interpretiert. Wie dies geschieht, hängt dann eher vom Zufall ab.
Da ziehe ich es doch vor, meine Kamera möglicht neutral, manchmal sogar eher ein wenig flau, einzustellen, im Rohdatenformat zu fotografieren und am Ende die Entwicklung der Bilder selbst vorzunehmen. Das Rohdatenformat bewirkt, dass die Bilddaten nicht komprimiert werden, sondern alle noch da sind, auch wenn mir mein Monitor natürlich nur eine mögliche Interpretation anzeigt. Durch das Rohdatenormat kann ich diese Interpretation jedoch komplett selbst gestalten.
Meine Meinung: Ein unverfälschtes Bild aus der Kamera gibt es nicht. Die Bearbeitung mit Lightroom und Photoshop ist in der digitalen Fotografie, was das Entwickeln im Analogzeitalter war. Denn auch dort wurden Bildstile hinzugefügt, Kontraste und Belichtung verändert, etc.
Für mich gilt der Grundsatz: Ein Bild sollte nah an der Wirklichkeit sein, aber dennoch vom Fotografen interpretiert werden. Diese Interpretation ist oft das Wertvollste an einem Bild. Warum sollte ich sie der Kamera überlassen.
Damit Ihr mich nicht falsch versteht: Die völlig überzogenen und verfremdeten Magazincover, bei denen Models quasi mit Ihrem realen Abbild nichts mehr zu tun haben, finde ich ganz schlimm. Hier werden bewusst Dinge suggeriert, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt.
Und wenn schon in Photoshop verfälscht wird, dann findet man auch dort ganz nette Möglichkeiten, die Wirklichkeit zu verzerren.
Am Ende ist es wohl auch ein wenig ein Frage der Moral